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Abstract 


 

 

Die Dekomposition von Response Shifts und True Change in der longitudinalen Messung latenter Konstrukte

Heinz Leitgöb, Daniel Seddig, Eldad Davidov & Peter Schmidt
Universität Eichstätt-Ingolstad, Universität zu Köln

 

In den Sozialwissenschaften entziehen sich viele interessierende Phänomene der direkten Beobachtbarkeit. Diese werden typischerweise als latente Konstrukte konzeptualisiert und indirekt über ein Set an manifesten Indikatoren gemessen. Die formale Verbindung zwischen den latenten Konstrukten und manifesten Indikatoren wird über die Spezifikation von Messmodellen hergestellt.

Valide Inferenzen über die zeitliche Entwicklung eines latenten Konstrukts in Panelunter- suchungen erfordern, dass die Parameter des zugrundeliegenden Messmodells über die Zeit (zumindest approximativ) invariant sind. Andernfalls ist die Vergleichbarkeit der Verteilungs- parameter der latenten Variablen über die Zeit nicht gegeben, da deren Veränderungen nicht nur die wahre Entwicklung des latenten Konstrukts in der Panelpopulation reflektieren (true change), sondern auch auf ein systematisch verändertes Antwortverhalten (response shifts) zurückzuführen sind.

Um in einem solchen Fall dennoch Aussagen über die wahren Veränderungsprozesse la- tenter Konstrukte tätigen zu können, hat Oort (2005) eine lineare Dekomposition der Differenzen der Mittelwerte der manifesten Indikatoren in (i) response shift-Komponenten und (ii) eine true change-Komponente auf Grundlage des konfirmatorischen Faktorenmodells für Paneldaten vorgeschlagen. Eine Erweiterung des Ansatzes (Leitgöb et al., 2021) umfasst ein auf der kontrafaktischen Kausalitätslogik basierendes Fundament sowie Schätzer für die Standardfehler der Dekompositionskomponenten. Das erweiterte Dekompositionsverfahren soll anhand eines empirischen Beispiels unter Anwendung von Paneldaten aus dem Projekt CrimoC [1] vorgestellt werden.

 

[Bei CrimoC (Crime in modern cities) handelt es sich um eine DFG-geförderte Längsschnittuntersuchung zur Delinquenz von jungen Menschen in Münster und Duisburg. Das Projekt wird geleitet von Klaus Boers (Univer- sität Münster) und Jost Reinecke (Universität Bielefeld). Nähere Informationen sind zu finden unter https://www.uni-bielefeld.de/soz/krimstadt.]