Abstract
Das Wohnungspanel – ein neues Instrument zur Messung von Veränderungen in Nachbarschaften
Jörg Blasius & Alice Barth
Universität Bonn
Ein Hauptaugenmerk der sozialwissenschaftlichen Stadtforschung liegt auf der Untersuchung des Wandels von Nachbarschaften über Zeit. Wir argumentieren, dass ein Wohnungspanel, d.h. ein Panel, in dem die Wohnungen – und nicht die Personen – die Stichprobeneinheiten sind, die geeignetste Methode ist, um derartige Veränderungen zu untersuchen. Als Beispiel verwenden wir Daten aus einem Vier-Wellen-Wohnungspanel in zwei Stadtteilen von Köln (N = 1.009 Haushalte in der ersten Welle). Die Erhebungen fanden zwischen 2010 und 2015 statt, als „Sprecher“ der Wohnungen fungierte je ein Bewohner bzw. eine Bewohnerin.
Im ersten Schritt diskutieren wir die Vor- und Nachteile eines Wohnungspanels im Vergleich zu einem konventionellen Haushaltspanel sowie zu wiederholten Querschnittserhebungen. Im zweiten Schritt zeigen wir am Beispiel der Entwicklung von Mietpreisen die unterschiedlichen Ergebnisse, die ein Wohnungspanel gegenüber einem konventionellen Haushaltspanel erzielt. Abschließend skizzieren wir die geplante Vorgehensweise für die Erhebung der fünften Welle des Wohnungspanels, welche als DFG-finanziertes Projekt für den Herbst 2022 geplant ist. Aufgrund des langen Abstands zwischen vierter und fünfter Welle ist mit erhöhter Panelmortalität zu rechnen. Zu deren Kompensation ist eine dyadische Stichprobenergänzung geplant, indem jeweils eine benachbarte Wohnung in die Erhebung aufgenommen wird. Potentiale und Risiken dieser Methode werden im Vortrag diskutiert.