Startseite  →  Aktivitäten  →  Jahrestagungen  →  2023

Abstract & Präsentation

 

Soziale Variabilität im Zeitalter der Regression – wie wir einem Paradigma des Durchschnittlichen entkommen können

Daniel Gotthardt, Christoph Naefgen & Anne Reinarz 
Universität Hamburg

pdf-Präsentation

 

Soziale Variabilität wird in der quantitativen Soziologie allenfalls als Randthema behandelt. Im ausgehenden Zeitalter der Regression dominieren zunehmend komplexere Modellierungen heterogener Effekte, aber einzig in der Ungleichheitsforschung haben Regressionsmodelle, die sich nicht auf den Erwartungswert beschränken, überhaupt nennenswerte Verbreitung gefunden. Trotz der Einführung der Varianzfunktionsregression (Western und Bloome 2009) und der Quantilregression (Hao und Naiman 2007; Goertz, Hak, und Dul 2013) vor mehr als einer Dekade bewegt die Disziplin sich weiterhin in einem Paradigma der Mittelwerte. Dieser Beitrag soll aufzeigen, wie die substanzielle Berücksichtigung bedingter Streuung in Theorie und Empirie die Erforschung sozialer Variabilität jedoch stark beflügeln kann. 

Um die Bedeutung der Erweiterung des methodischen Werkzeugkastens deutlich zu machen, werden wir zunächst das Konzept der Variabilität meta-theoretisch untermauern und eine Typologie von Mechanismen bedingter Streuung präsentieren. Darüber hinaus analysieren wir mithilfe von Monte-Carlo-Simulationen die Möglichkeiten und Limitationen der varianz- und quantilbasierten Verfahren unter Verwendung semi-realistischer Datengenerierungsverfahren mit nicht-linearen Störfaktoren bei kleiner (30, 50) und größerer Fallzahl (1000). Um das Potenzial der Konzepte und Verfahren zu demonstrieren, testen wir eine säkularisierungstheoretisch fundierte Hypothese des Einflusses der Religiosität auf die Variabilität moralischer Einstellungen mit den Daten der European Values Study.