Abstract & Präsentation
Grenzen der Vergleichbarkeit von räumlichen Indikatoren – Das „Modifiable Areal Unit Problem“ (MAUP) am Beispiel der Berechnung eines Segregationsindexes.
FOM Hochschule Hamburg
pdf-Präsentation
Das Modifiable Areal Unit Problem (MAUP) hat eine bedeutende Relevanz für die empirische Sozialforschung im Kontext von räumlichen Analysen. MAUP verweist darauf, dass die Auswahl des geografischen Zuschnittes der Daten und damit der Grad der Aggregation der Informationen, einen erheblichen Einfluss auf die zu berechnenden Koeffizienten oder Kennzahlen haben kann.
Diese Problematik wurde von Openshaw (1984) eingehend untersucht, hat aber im deutschen Kontext zu wenig Berücksichtigung geführt, da eine Grundvoraussetzung zur Adressierung dieses Problems die Zugänglichkeit von kleinsträumigen georeferenzierten Daten ist – was in Deutschland nur sehr eingeschränkt der Fall ist.
Bei MAUP handelt es sich um ein originär räumliches Problem, doch ist die Konstellation des Problems vergleichbar mit jedem anderen Problem bei der Vergleichbarkeit von Koeffizienten, sobald Subsample gebildet werden und die daraus berechneten Kennzahlen und Koeffizienten miteinander verglichen werden sollen. Die Art und Weise wie die Subsample zugeschnitten sind, beeinflusst die Koeffizienten – im einfachsten Fall den Mittelwert. In beiden Fällen können die Ergebnisse stark variieren, abhängig von der gewählten Aggregationsebene oder den gewählten Subsamples.
In diesem Vortrag werden die Problematik und die weitreichenden Implikationen in Bezug auf die Vergleichbarkeit der Ergebnisse anhand einer Simulation für globale und lokale Segregationsindizes (Evenness / Cluster) dargestellt. Die weitreichenden Implikationen, die eine falsche Vergleichbarkeit mit sich bringt werden immer mitgedacht bzw. angedeutet.
Eine mögliche Überwindung des Problems bietet der multiskalare Ansatz von Hennerdal und Nielsen (2017), welcher in seiner grundsätzlichen Logik und technischem Vorgehen vorgestellt wird. Hierbei wird sodann auf zwei weitere Aspekte des Modifiable Areal Unit Problems hingewiesen. (1) Die Variation der Koeffizienten in Abhängigkeit der gewählten Referenzeinheit und (2) die Notwendigkeit des Zugangs zu kleinsträumigen georeferenzierten Daten für die empirische Forschung. Jedoch ist auch festzustellen, dass MAUP nur dann ein Problem darstellt, wenn die Vergleichbarkeit aufgrund der nicht Relevanz der Gebietseinheit ein Problem ist.